Wenn jemand in meine Werkstattgalerie kommt und die erste Frage lautet: „Womit malen Sie denn da?“ weiß ich sofort, da kommt ein Kollege zum spiekern. Trotzdem versuche ich die Frage zu beantworten aber natürlich verrate ich nicht alle meine Geheimnisse. Eigentlich sollten Materialien in der Kunst keine große Rolle spielen, die Kunst selbst steht im Mittelpunkt, aber meiner Erfahrung nach ist es nicht nur ein Faktor was man malt, sondern auch womit. So erkennt sogar ein Laie im direkten Vergleich von einem Bild, das mit qualitativ hochwertiger Ölfarbe gemalt wurde, und einem, das mit billiger Acrylfarbe gemalt wurde, den farblichen Unterschied zwischen beiden Bildern. Im Kleinen konnte ich es direkt erleben, als in der Galerie nebenan eine Künstlerin ausstelle, die ihre Bilder mit, sagen wir mal, zartem Farbauftrag auf weitgehend Basisgrundierter Leinwand malt. Irgendwie wirkten die Bilder im direkten Vergleich mit meinem satten Farbauftrag und Ölfarbe wie blasse Skizzen, trotz dass die Motive durchaus spannend waren.

 

Auch bei den großen Impressionisten war bei mir die Enttäuschung groß, als ich Originale, die ich mein Leben lang auf Fotografien bewundert hatte, erstmals im Museum leibhaftig sehen konnte – wie zuletzt letztes Jahr in Wien. Die Gemälde klein und eher blass, die Fotografien satt und nachbehandelt. Auch bei Klimt machte ich eine ähnliche Erfahrung, viele der bewunderte Werke sind im Original viel weniger plastisch als man nach den Hochglanzdrucken erwarten würde. In den Epochen davor war das noch ganz anders, und natürlich waren auch die Umstände anders unter denen gemalt wurde. Mit der industriellen Produktion von Farben scheint aber auch die optische Qualität der Farben gelitten zu haben.

 

Nun ist gerade hochwertige Farbe kein billiges Vergnügen, eine kleine Tube guter Ölfarbe kann schon mal fast hundert Euro kosten, und trotzdem behaupte ich, dass die visuelle Qualität auch wegen der Wahl der Farben in meinen Gemälden zu Tage tritt. Ich male niemals nur auf fabrikgrundierte Leinwände, eine ordentliche Grundierung ist das halbe Werk. Das hat nicht mal etwas mit Kosten zu tun, gerade bei der Grundierung arbeite ich mit selbst entwickelten Pasten, die allenfalls durch die große Fläche, die meine Bilder meist haben, ins Geld geht, es hat auch etwas mit Sorgfalt, Geduld und Liebe zu tun, die in ein einzelnes Bild gehen. Und natürlich gilt nicht grundsätzlich „Viel hilft viel“ auch wenn ich manchmal mit Neid auf Günther Richter blicke, wenn er mit einem Riesenspachtel Hektoliterweise Farbe auf seinen Leinwänden verteilt. Trotzdem macht die Wirkung eines Bildes auch – wenn auch nur manchmal unbewusst – die Wahl der Materialien aus.

 

Der Glanz von echtem Gold ist ein anderer als von Schlagmetall, ein stabiler Keilrahmen und gute Leinwand wirken anders als ihre billigen Pendants, die sich später an der Wand verziehen. Gute Ölfarbe ist farbintensiver – und auch ergiebiger – als billige, und erleichtern auch manchmal durch ihre bessere Konsistenz die Arbeit. Besonders bei meinen Sakura-Bildern sehe ich das häufig. Wenn die Konsistenz nicht stimmt, bilden sich beim Trocknen der Farbe Spitzen, das Volumen verringert sich spürbar, überschüssiges Öl bildet Flecken rund um den Farbauftrag. Für mich lohnt es sich jedenfalls gutes Material zu benutzen, selbst wenn bei einem großen Bild mal locker 500 bis 2000 Euro zusammenkommen können. Und obendrauf kann ich als Restaurateurin ja noch auf meine Kenntnisse aus der mittelalterlichen Hexenküche der alten Meister zurückgreifen, mit Eiern, Schlangenwurz und dem Stein der Weisen – auch daraus kann man klasse Farben herstellen, das lernt man nur nicht mehr heute ….