Nach der Fertigstellung der Keilrahmen mit den aufgezogenen Leinwänden ist der Weg zum fertigen Bild noch weit. Bevor ich anfangen kann müssen die bespannten Keilrahmen grundiert werden. Eine oft unterschätzte Arbeit, bestimmt doch die Komplexität der Grundierung nicht unwesentlich die spätere Qualität des Bildes. Einmal fein und einmal fett gestrichen – das ergibt Bilder für Hausfrauen und billige Acrylmalerei, anspruchsvolle Arbeit sieht anders aus. Schon die Größe meiner Bilder lässt ahnen, dass die Grundierung der Flächen Einfluss auf die später entstehenden Bilder hat.
Ich benutze für die Flächen verschiedene Farben und Pasten, aktuell bildet eine der unteren Schichten zum Beispiel ein strahlendes Orange trotz dass später der Grundton beileibe nicht in dieser knalligen Farbe sein wird. Den Grund kannten schon die alten Meister: Das Auge nimmt die Komplexität der Farbschichten unbewusst wahr, die reich strukturierten Schichten bilden ein Kunstwerk für sich, durch Poren und die leichte Unvollkommenheit des Auftrages nimmt das Auge mehr wahr als nur eine Farbe. Eine der bestimmenden pastösen Grundfarbtöne für meinen aktuellen Zyklus ist eine Masse aus Veroneser Grün gemischt mit einem geheimen Gemenge anderer Substanzen, die einen spannenden Effekt erzeugen – gerade richtig für die beabsichtigte Anmutung von alten Schwarz-Weiß-Fotos.
Jeder Keilrahmen bekommt so eine absolut individuelle Struktur und Farbkomposition – nicht vergleichbar mit industriell grundierten Keilrahmen und Maltüchern. Natürlich kostet das Zeit, Zeit die mir aber gut angelegt erscheint um wirkliche einmalige Werke entstehen zu lassen. So gehen alleine schon für die Fertigstellung der Keilrahmen Stunden ins Land, doch danach kann ich mich ganz auf den neuen Zyklus konzentrieren – das eigentliche Malen beginnt.