Seit ich die Galerie zu Füßen der Elbphilharmonie habe, sind schon viele Besucher vorbeigekommen, namhafte und weniger namhafte, manchmal wird es mir schon fast zu viel und ich ziehe mich zurück. Selten habe ich mich aber so gefreut, wie kürzlich, als mich zwei liebe Menschen aus meiner Geburtsstadt Kasan besuchten. Wie viele vielleicht wissen, ist mein Künstlername nur eine Abkürzung meines bürgerlichen Namens Liliya Nurullina. Das A am Ende ist dabei eine tatarische Sitte, ähnlich wie im Russischen – oder auch auf Island – den Familiennamen weiblich zu beugen. Nurullina heißt also frei „Die Tochter des Nurullin“, wobei Lin ebenfalls eine häufige Endung bei Nachnamen ist. Trifft man also irgendwo auf eine Lina, kann man ziemlich sicher sein, dass da irgendwo ein Tatare seine Hand im Spiel hatte. Nun besuchte mich also Lyalya Garifullina, die Mutter von Aida Garifullina – der weltbekannten Sopranistin, die auch schon in der Elbphilharmonie aufgetreten ist, zusammen mit meinem Onkel Kamil Iskhakov, ehemaliger Bürgermeister von Kasan, Ehrenpräsident von Rubin Kasan und großer Förderer von Aida.
Beide hatten vorher die Komponistin Sofia Gubaidulina in der Nähe von Hamburg besucht, sozusagen ein tatarisches Gipfeltreffen in Hamburg, mit jeder Menge Linas im Spiel. Unter Klassikexperten gilt Sofia als eine der wichtigsten zeitgenössischen Komponistin, Aida kennt die breite Masse seit der Eröffnungsfeier zur Fußballweltmeisterschaft in Russland, wo sie zusammen mit Robby Williams „Angel“ gesungen hat. Fußball-Fans ist Kasan eher in schlechter Erinnerung, hier schied die deutsche Nationalmannschaft aus, in einem Stadion, dessen Bau mein Onkel Kamil als Präsident von Rubin Kazan mit auf den Weg brachte – und irgendwie sind wir alle auch miteinander verwandt und ich stecke mittendrin in der Misere der deutschen Nationalmannschaft – kleiner Scherz am Rande. So, genug der persönlichen Dinge, die Kunst ruft, meine Bestellliste ist lang und die Arbeit macht sich nicht von alleine …