Hortensien – Detail

Neben den Kirschblüten gilt einer Blume meine zweite florale Leidenschaft beim Malen. Ihre Wurzeln liegen ebenfalls im fernen Japan, mit den ersten Europäern dort kamen im siebzehnten Jahrhundert die Sprösslinge der dort schon lange kultivierten Zierpflanze nach Europa. Die Japaner wussten immer schon was schön ist und heute befinden sich natürlich auch ein paar Exemplare bei mir im Garten. Was mich schon immer fasziniert hat, die Oxidation von Metallen und die sich daraus ergebenden Farben, spielen auch bei der Hortensie und ihren Blütenfarben eine große Rolle.

Hortensien – Detail

Insbesondere Aluminium im Boden sorgt für kräftiges Blau in den Blüten, auf meinen Bildern haben die Blüten aber alle Farben – so wie die Exemplare in meinem Garten. Zusammen mit Kirschen, Magnolien, Lavendel und Bambus spiegelt sich der Kanon der Natur vor meinen Augen auch auf meinen Bildern und fängt die über das Jahr verteilte Blütenpracht dauerhaft in Öl ab. Gerade die Hortensien sind da ständige Begleiter über das Jahr, die letzten blühen selbst jetzt, kurz vor Weihnachten, noch und bereiten mir Freude und liefern Inspiration, so wie sie auch schon Rainer Maria Rilke inspiriert haben, als er sie kurz nach dem sie nach Europa gelangten, sah:

Hortensien – Detail

 

Blaue Hortensie

So wie das letzte Grün in Farbentiegeln

sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,

hinter den Blütendolden, die ein Blau

nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.

Sie spiegeln es verweint und ungenau,

als wollten sie es wiederum verlieren,

und wie in alten blauen Briefpapieren

ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;

 

Hortensien – Detail

Verwaschenes wie an einer Kinderschürze,

Nichtmehrgetragenes, dem nichts mehr geschieht:

wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.

 

Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen

in einer von den Dolden, und man sieht

ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.

 

Rainer Maria Rilke